„Wenn ich von meinem Weg als junge Ordensschwester spreche, so ernte ich zunächst oft eher einen erstaunten oder ungläubigen Blick. Viele Ideen über das Ordensleben scheinen kaum mit dem Leben eines jungen Menschen im 21. Jahrhundert zusammenzupassen. Und doch kann ich mir für mich keinen besseren Weg vorstellen, erfüllt und sinnvoll zu leben.
Vieles von meiner Lebenssehnsucht bringt der Pallottiner Alexander Diensberg in einem Lied ins Wort:
Ich gebe Dir mein Leben: Verrückt, total,
nutzlos und verschwenderisch, grenzenlos!
Weil Deine Liebe noch viel mehr: verrückt, total,
nutzlos und verschwenderisch, grenzenlos ist!
Ja, das war sicher eine ganz entscheidende Erfahrung in meinem eigenen Leben und Suchen: irgendwann entdeckte ich, dass Glauben viel mehr ist als eine Tradition mit Regeln und Moralvorstellungen. Vielmehr steht eine lebendige Beziehung im Mittelpunkt: Es gibt einen lebendigen Gott, der mich, der jeden von uns kennt und unendlich liebt. Irgendwann war das keine abstrakte Vorstellung mehr, sondern wurde immer mehr eine persönliche Erfahrung.
Und das hat mein Leben verändert…
Zunächst prägte das meine Berufswahl: anstatt einen naturwissenschaftlichen Beruf zu ergreifen, studierte ich Theologie und wurde Pastoralreferentin. Viele bereichernde Erfahrungen und Begegnungen prägten meine ersten Berufsjahre. Und doch blieb mein Herz unruhig… Die sozialen Unterschiede und die weltweite Ungerechtigkeit riefen immer wieder Fragen in mir wach. Es konnte mir nicht egal sein, dass so viele meiner Schwestern und Brüder in der einen großen Menschheitsfamilie eher auf der „Schattenseite“ lebten und ich mich in einem gemütlichen und komfortablen Leben einrichtete.
Die Erfahrung der unendlichen Liebe Gottes ließ mich von einem anderen Leben, einer anderen Welt, träumen – und irgendwann glaubte ich diesem Traum und setzte alles auf diese Karte! Ich kündigte meine Stelle und meine Wohnung; und die Gemeinschaft der Kleinen Schwestern in einer multikulturellen Hochhaussiedlung am Rande von Paris wurde mein neues Zuhause.
Über zehn Jahre sind seither vergangen…
Diese Zeit hat mir geholfen, immer mehr in diese Form des Ordenslebens hineinzuwachsen:
– in ein kontemplatives Leben, in der Verbundenheit zu Gott
– und doch mitten in der Welt, im alltäglichen Teilen des Lebens der Menschen
– in ein Leben in schwesterlicher Gemeinschaft, wo wir aufeinander hören, einander ergänzen, gemeinsam Leben und Sendung gestalten
– in ein Leben im Dienst Gottes und der anderen, besonders der Menschen auf der Schattenseite des Lebens
– in ein Leben in „Armut“, „Gehorsam“ und „Keuschheit“ – den drei charakteristischen Gelübden des Ordenslebens – die ich immer mehr als Weg entdeckte, ganz Mensch zu sein, und in Freiheit und Liebe zu wachsen.”
Verrückt – Ich gebe Dir mein Leben
Text und Musik: Alexander Diensberg SAC
Ich gebe Dir mein Leben: Verrückt, total,
nutzlos und verschwenderisch, grenzenlos!
Weil Deine Liebe noch viel mehr: verrückt, total,
nutzlos und verschwenderisch, grenzenlos ist!
Mein Platz als “Armer” muss unter Menschen sein,
für die die Armut Lebenswidrigkeit
und Not und Elend Wirklichkeit und keine Tugend ist!
Dort müssen meine Hände offen sein
und Zeichen neuer Hoffnung sein,
damit auch hier von Gottes Reich
ein wenig spürbar wird!
Mein Platz als “Hörender” muss unter Menschen sein,
für die die Gehorchen Lebenswidrigkeit
und Unterdrückung Wirklichkeit und keine Tugend ist!
Dort müssen meine Lieder klagend sein
und stark genug, um zu befrei`n,
damit auch hier von Gottes Reich
ein wenig spürbar wird!
Mein Platz als “Eheloser” muss unter Menschen sein,
für die Alleinsein Lebenswidrigkeit
und Einsamkeit die Wirklichkeit und keine Tugend ist!
Dort muss Gemeinschaft ganz am Anfang steh’n
Mein Sehnen hin zum Nächsten geh’n,
damit auch hier von Gottes Reich
ein wenig spürbar wird!